Samstag, 12. Juni 2010

Zum Abschied

In diesen Minuten wird Henner beerdigt. Ich möchte ihm & all seinen Lieben noch etwas mitgeben. Es sind die Schlußworte des Buches "Die Brücke von San Louis Rey" von Thornton Wilder - gesprochen dort von Madre Maria del Pilar:

"Bald aber werden wir alle sterben, und alles Angedenken jener fünf wird von der Erde geschwunden sein und wir selbst werden für eine kleine Weile geliebt und dann vergessen werden. Doch die Liebe wird genug gewesen sein; alle diese Regungen von Liebe kehren zurück zu der einen, die sie entstehen ließ. Nicht einmal eines Erinnerns bedarf die Liebe. Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe - das einzig Bleibende, der einzige Sinn."

Ruhe in Frieden, Henner. Das ewige Licht leuchte dir.

Samstag, 5. Juni 2010

Nachruf - Granit has gone

Nirmand hätte gedacht, dass es nur einen einzigen Windstoß brauchen würde, um alle Blätter vom Baum zu fegen. Es sah doch noch so....nach Sommer aus. Es klang doch nach "halb so wild" - "das wird schon" - "eher lästig".

Und dann wurde es Winter. Einfach so. Ohne Vorwarnung.

Ich vergesse gern - wie alle anderen auch - wie wenig wirklich dazu gehört, das Lebenslicht eines Menschen erlöschen zu lassen. Ich verdränge, wie fragil, wie empfindlich unser Dasein ist. Wie dünn das Seil, auf dem wir tanzen. Wie schnell -

- alles vorbei sein kann.

Granit war ein Mensch, den ich nur im Internet kannte. Aus seinen zahllosen Beiträgen in den Reiterforen, in denen er genau wie ich seit Jahr und Tag unterwegs war. Aus gelegentlichen Chats, netten Plaudereien. Genau wie seine Lebensgefährtin - auch sie kenne ich nur von ihrer "Schreibe".

Wenig?

Nein. Viel. Denn unweigerlich lernt man sich kennen. Erfährt Details aus der Lebensgeschichte. Haltungen. Ängste. Neue Entwicklungen. Vorlieben. Abneigungen. Lacht zusammen, ärgert sich gelegentlich.

Es entsteht: Vertrautheit. Und eine Form von Nähe. Es hat etwas von: Kameradschaft. Man weiß irgendwann: Achja, auf dieses oder jenes Thema reagiert er dann so und so. Hier isser empfindlich, da bringt er einen Joke und darüber redet man am besten gar nicht.

- Man kennt sich halt.

Und nun ist er tot. Gestorben nach einer kurzen, schweren Krankheit - mit gerade mal 44 Jahren. Mich macht das traurig und sehr betroffen - und ich habe gar keine Worte, so groß ist mein Mitgefühl für seine Familie.

Und was sag ich ihm selber zum Abschied, dem Granit, der im richtigen Leben Henner hieß? Er stand ja nicht so auf Kitsch (oder das ist total an mir vorbeigegangen) - also:

Ciao, Henner. Ich wünsch dir, dass es im Himmel Pferde und Hunde gibt, grandiose Hindernisse, Null-Fehler-Ritte, wunderschöne Kutschen, endlose Wälder und Felder und ein frischgezapftes Bier. Ich wünsch dir, dass die Ewigkeit ein Platz ist, den du genießen kannst - und dass du dort eines Tages alle um dich herum hast, die du geliebt hast - und die dich geliebt haben.

Galoppiere in Frieden, Granit.
Und wenn wir uns dort oben zufällig sehen sollten, dann stell schon mal ein Bierchen kalt.
Bis denne - see you.

Dienstag, 1. Juni 2010

Die "Auslösung"

Vorgeschichte: Beim Lesen-Lernen hilft den Erstklässlern eine Plüschschildkröte mit Namen Emil. In unregelmäßigen Abständen wird unter den Kindern ausgelost, wer wann Emil für eine Nacht mit nach Hause nehmen darf (sehr zur Unfreude hygieneversessener Eltern, die mit dem Einzug des Klassen-Plüschemils gleich jede Menge potentielle ungebetene Gäste wittern).

Tja. Mein Kind setzte das dann in seine eigene "Auslösung" um. Es stellte fleißig Zettelchen mit den Namen seiner Klassenkameraden her, packte die in eine Holzkiste, griff sich eine kleine Plüschente...

...und löste die aus.

Neinnein, nicht zum verschenken. Es gilt auch hier das Emil-Prinzip: Die kleine Plüschente darf eine Nacht beim glücklichen Gewinner auswärts übernachten, dann kommt der nächste dran.

Nach Aussage meiner Tochter hat sich die heutige erste Gewinnerin sehr über die Ente gefreut und fand sie sehr niedlich.

Ich stelle mich mental schon mal auf potentielle Anrufe verunsicherter bzw. aufgeregter Miteltern ein - und tröste mich damit, dass das Kind wenigstens (oder leider?) kein Geld von den lieben Klassenkameraden einfordert....
 
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